Projekt 33 – X

Ich verbreite mich mal in Wahlkampfarithmetik. Die folgenden Überlegungen hatte ich kurz nach der letzten Landtagswahl in Bayern im September 2008 angestellt, aber für mich behalten.

Das Fass, das überlief…

Angesichts meines immer größeren Ärgers darüber, dass die CSU rein garnichts aus der Landtagswahl in Bayern vom September 2008 gelernt hat, sondern weiter mit Parolen unterirdischer Qualität und überheblichen Äußerungen glänzt, kann ich nicht umhin dieser Bierzeltkampftruppe, nach deren Freund-Feind-Logik ich sowieso Bayern verrate, ein kleines „Nicht mit mir – Es gibt viele echte Bayern jenseits von euch“ entgegen zu schleudern.

Da die CSU sich als die einzigen legitimen Vertreter Bayerns und seiner Interessen verstehen, tritt die CSU bei allen Bundestagswahlen und Europawahlen als eigene Partei auf und muss folglich die 5%-Hürde bundesweit überwinden, um als eigene Fraktion im Bundestag und im Europaparlament vertreten zu sein. Freilich schließen sie sich dann immer mit der CDU zur Unionsfraktion bzw. EVP zusammen, aber wenn sie meinen sie müssten auf die Kacke hauen (bspw. wenn in Bayern eine Wahl ansteht), dann spielen sie schnell einen auf unabhängige Partei, die gegen das dräuende Unheil für Bayern aus dem bösen Berlin, Brüssel und Strassburg energisch vorgehen müsse…

Was wäre wenn?

Was aber wäre wenn die CSU nicht mehr in „Fraktionsstärke“ im Bundestag und Europaparlament aufmarschieren kann, sie also unter die bundesweite 5%-Hürde fällt? Dann wäre sie im Europaparlament garnicht mehr vertreten, weil es dort keine Direktmandate gibt und im Bundestag nur noch eine sogenannte „Gruppe“ (vorausgesetzt sie bekommt mindestens 3 Direktmandate, ansonsten verfallen ihre gesamten Stimmen). Eine Gruppe ist in Bezug auf ihre parlamentarischen Rechte sehr stark eingeschränkt. Die einzige Chance für die CSU wieder „mitzuspielen“ wäre im Bundestag sich der CDU-Fraktion direkt anzuschließen und bei der nächsten Europawahl gleich auf der CDU-Liste zu kandidieren – die CSU wäre nichts weiter als eine Landesgruppe der CDU und endlich hätte diese großkopferte Bande aus der Bayerischen Staatskanzlei eine gute Chance in Kloster Banz dem wahren Charakter eines Klosters – nämlich bescheiden den Menschen und Gott zu dienen – näher zu kommen.

Auch Bayern kann dauerhaft von einer Einheitspartei erlöst werden…

Der magische Stimmenanteil in Bayern lässt sich mit einer kleinen Rechnung leicht bestimmen:

  1. CSU-Anteil im Bund = CSU-Stimmen / alle Wähler
  2. CSU-Anteil in Bayern = CSU-Stimmen / Wähler in Bayern

Beide Gleichungen nach den CSU-Stimmen aufgelöst ergeben:

  1. CSU-Stimmen = CSU-Anteil im Bund * alle Wähler
  2. CSU-Stimmen = CSU-Anteil in Bayern * Wähler in Bayern

Gleichgesetzt:

CSU-Anteil im Bund * alle Wähler = CSU-Anteil in Bayern * Wähler in Bayern

Und nun nach dem CSU-Anteil in Bayern in Bayern aufgelöst ergibt sich die gesuchte Gleichung:

CSU-Anteil in Bayern = CSU-Anteil im Bund * alle Wähler / Wähler in Bayern

Der CSU-Anteil im Bund soll nun unter 5% liegen, daraus ergibt sich für den maximal vertretbaren CSU-Anteil in Bayern folgende Ungleichung:

CSU-Anteil in Bayern < 5% * alle Wähler / Wähler in Bayern

Die Anzahl der Wahlberechtigten lässt sich mittels der Wahlberechtigten der bayerischen Landtagswahl von 2008 (9’321’417 Wahlberechtigte) und der Bundestagswahl von 2005 (61’870’711 Wahlberechtigte) hinreichend genau abschätzen und somit in die Ungleichung einsetzen:

CSU-Anteil in Bayern < 5% * 61870711 / 9321417 = 33%

Unsicherheiten bestehen darin, wie die genaue Anzahl der Wahlberechtigten ist und inwieweit sich die Wahlbeteiligung in Bayern und den übrigen Bundesländern unterscheiden. Nachkommastellen für den magischen Grenzwert anzugeben macht deswegen keinen Sinn.

Was kann ich für… äh… gegen sie tun?

Was kann man denn nun tun, um die CSU unter 5% im Bund bzw. 33% in Bayern zu bekommen? Zunächst einmal sollte man nicht denken „Ach das können doch nur die Bayern selber ändern“ (schlimmer Denkfehler von Nichtbayern) oder „Die gewinnen doch eh“ (fatalistischer Irrtum der Bayern, der zu sagenhaft niedriger Wahlbeteiligung geführt hat). Nichtwählen ist eine Stimme gegen gelebte Demokratie und somit für Stillstand beim Alten – der gelebten Arroganz der CSU. Angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung der vergangenen Jahre ist das Potential zu gewaltigen Änderungen drin, wenn man nur will. Aber betrifft das denn nur Bayern? Nein. Jeder der in Deutschland zur Wahl geht kann durch seine Stimme dazu beitragen, dass der Anteil der CSU unter 5% kommt – sogar dann, wenn er CDU wählt.*

Bevor man jetzt aber wild sein Kreuzchen macht informiert man sich aber dann doch erstmal gründlich:

Also um ein wenig Lesen wird man nicht herumkommen und dann nicht vergessen zur Europawahl am 7. Juni und zur Bundestagswahl am 27. September zu gehen. Die CSU gewinnt immer nur dann wenn man glaubt, dass sie eh gewinnt!


*Eine hohe Wahlbeteilung in anderen Bundesländern führt dazu, dass der Anteil Bayerns an den abgegebenen Stimmen kleiner und somit der für bundesweit 5% mindestens erforderliche CSU-Anteil in Bayern größer wird. Eine wahrlich interessante Möglichkeit für ein negatives Stimmengewicht von CDU-Wählern.

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